Thailandreise 2005 
© Norbert Hagemann
   
   
 
Mi 26.01.2005
Wir stellten den Wecker auf 04:15, denn wir wollten früh zu Lek.

Eé war um 3 Uhr schon zum Markt und Lebensmittel einkaufen. Dann wurde gekocht. Um 6 Uhr 30 fuhren Bui, Taeng, Muu, Film, Gong, meine Frau und ich zu Lek. 

Der holte Nuis Vater und einen Brahmanen ab.
Brahmanen sind für die Einweihung von Geisterhäuschen zuständig. Sie haben lange Haare, so meine Frau vorher. 
Dieser, rechts im Bild, allerdings nicht. Denn er ist ein Thai. Offenbar sind die langhaarigen nicht aus Thailand sondern gehören der indischen Volksgruppe an.
Dann wurde ein geeigneter Platz für das Häuschen gesucht. Der Vater von Nui hatte schon einen Betonsockel gebaut und eine erste Säule provisorisch aufgestellt. Der Sockel und somit das Geisterhäuschen sollen auf der Nordostseite des Grundstücks stehen. Oder zumindest von den eigenen Bauten her gesehen nach Nordosten freie Sicht haben. 
Eine Palme war allerdings noch im Weg. Denn sie könnte bei stärkerem Wachstum den freien Blick des Geisterhäuschens nach oben verhindern. Die Palme muss noch versetzt werden.
Dann wurde vom Brahmanen der Sockel mit Räucherstäbchen, Kerzen und Gebeten vorbereitet.
Holzscheite wurden von den erwachsenen Bewohnern und den Eltern mit einer Mischung aus Blütenblättern und Geld belegt. Darüber wurde dann die hohe Säule gestellt, die unten eine entsprechende Aussparung besitzt.
Auf den hohen Sockel wurde dann das Haus für den Hausgeist gesetzt. Eine schweißtreibende Angelegenheit.
Daneben kam ein anderes Häuschen für einen anderen Geist. 
Die Opfertischchen wurden davor gestellt.
In die Häuschen kamen Püppchen, Schirmchen und auch ein kleiner Buddha. Alles hat natürlich seine tiefere Bedeutung, die sich einem Europäer nicht auf Anhieb erschließt.
Anschließend wurde ein zeremonieller weißer Bindfaden vom Geisterhäuschen zum Haus gespannt ...
... und auf den Hausaltar gelegt.
Dieweil waren die Essen von Nui und Bui vorbereitet worden und wurden auf den Tischchen platziert. Weil es so viele Gerichte waren, müsste auch noch der Couchtisch dran glauben.
Gebete schlossen die Prozedur ab. Es war inzwischen 11 Uhr.
Dann aßen die Geister. Und was blieb für die armen hungrigen Menschen übrig? Keiner hatte ja morgens was gegessen. (Außer mir, ich hatte einen Tee und Kanom Luk Tau.)  Da Geister sehr genügsam sind, sieht man sie gar nicht essen. Man weiß aber wann sie fertig sind, nämlich wenn die Räucherstäbchen erloschen sind. 
Von jeder Speise wird noch ein kleines Stück abgeschnitten, auf ein Bananenblatt gelegt und auf dem Gabentisch belassen. 
Der Rest wird abgeräumt und jetzt dürfen die Menschen zulangen. Auch der Brahmane aß natürlich mit.
Nach Reis mit zahlreichen Beilagen, unzähligen Süßspeisen (Vorsicht, Kalorien!) bekam das Haus und seine Bewohner noch etwas Weihwasser ab,
Dann brachte ich mit Lek seinen Schwiegervater und den Brahmanen nach Hause.
Der Brahmane wohnt wie Nuis Eltern in Talingchan. Er soll sehr reich sein, denn er hatte von seinen Eltern große Ländereien  geerbt. Vieles hat er gewinnbringend verkaufen können, anderes seinen Kindern überschrieben. An der Straße hat seine Familie ein teures, nur abends geöffnetes Restaurant.
Habe ich es schon gesagt? Lek arbeitet als Schuldeneintreiber für Firmen, die Autokredite geben. Wenn er einen Kunden zum Zahlen überredet hat oder einem säumigen Zahler das Auto abnehmen kann, bekommt er vom Kreditgeber eine Provision. 
Auf der Rückfahrt ergab sich aus Telefonaten von Lek, dass er 12000 B verdient hat. Einer aus Phuket mit 3 Autos hat seine überfälligen Raten bezahlt. Eines der Autos war mit dem Tsunami im Meer verschwunden. Lek hatte beide Auge zugedrückt und wollte von ihm so lange kein Geld. Nun hat der Mann aber doch bezahlt. Ist das der Dank der Hausgeister für die schöne Feier? Einige Familienmitglieder glauben das.
Wieder zu Hause etwas an der Playstation 2 gespielt. Lek ist gut ausgestattet: TV, Stereoanlage, PS2, Auto, Haus, Mikrowelle, Kühlschrank. Vieles allerdings auf Pump. In der Hoffnung, das Geld fließt weiter wie zuvor.
In der Siedlung ist noch nicht alles fertig. Die Zufahrt zum Beispiel. Sowie ein großes Rondell in der Mitte, wo ein Kinderspielplatz hin soll. Ein Schwimmbad nebenan ist auch noch im Bau.