Thailandreise 2005 
© Norbert Hagemann
   
   
 
Di 08.02.2005
Prosit Neujahr!
Seit gestern abend knallten überall in unregelmäßigen Abständen die Feuerwerkskörper zum chinesischen Neujahrsfest. Es sind überwiegend größere Böller, die einen ziemlichen Lärm verursachen. Was wohl auch der Sinn der Sache ist. Eine Regel, wer wann wo knallt, konnte ich nicht erkennen. Wenn es auf einem Nachbargrundstück passiert, ist es schon so, dass man sich ordentlich erschreckt.
Bei uns wird nicht geknallt.
Heute ist auch der Tag, wo die Opfer (Wai) dargebracht werden.
Zunächst zum Sonnenaufgang am Geisterhäuschen.
Hier wird den Hausgeistern geopfert. Zum Opfern wird auch immer Alkohol gereicht. Wahrscheinlich war das eines der ersten Opfer in Bangkok mit Pernod. Wir hatten Pernod und Ouzo nach Thailand mitgenommen, weil der Anisschnaps meiner Frau beim Griechen gut geschmeckt hatte.
Dann ging die Sonne auf. Morgenstimmung mit Hund und Motorrädern.
Nachdem die Räucherstäbchen abgebrannt waren und alles abgeräumt war, kam der Buddha im Haus dran. Auch den Eltern wurde gespendet, stellvertretend für alle verstorbenen Familienmitglieder. 
Ja, auch Du Jost Dirk Obbelohde, Gardegrenadier des 5.Bataillons aus Brackwede aus der Mitte des 18.Jahrhunderts, bist gemeint. Das hättest Du Dir damals auch nicht träumen lassen, gelle?
Vor dem letzten Wai machte ich einen Spaziergang wie gestern. Meine Frau begleitete mich, fiel aber nach wenigen Metern zurück. An der Petkasem angekommen, dachte ich, soviel Vorsprung zu haben, dass ich mir eine Verlängerung bis zum Markt neben der Verwaltung gönnen könnte. Dann ging ich zurück zum Familymart und wartete: aber meine Frau kam nicht. Ich nahm an, sie sei vorher wieder umgedreht und hatte sich auf den Weg nach Hause gemacht. Ich ging also wieder zurück. Muu kam mir auf seinem Schulweg entgegen und sagte, dass sie wieder zu Hause sei. Sie war auch bis zum Familymart gegangen, hatte dort kurz gewartet, war dann wieder nach Hause, weil sie nicht wusste, wo ich war. Sie war zunächst böse, weil ich ihr nicht gesagt hatte, dass ich weiter gehen würde, aber das war mir ja auch erst auf dem Weg eingefallen.
Später am Vormittag wurde dann ein Tischchen auf dem Fußweg für alle übrigen Verstorbenen gedeckt. Nachdem man gebetet hat, werden die Räucherstäbchen in das Essen eingesteckt und glimmen dann so 20 bis 30 Minuten vor sich hin. So lange dürfen die Geister nicht gestört werden.
Das wurde einem Motorradlieferanten für Gasflaschen zum Verhängnis, der zwar an den abgestellten Motorrädern vorbeikam, aber nicht an den sich labenden Geistern. Er hätte entweder die Zeit warten müssen, oder zu Fuß mit der Gasflasche zum Haus am Ende des Weges gehen müssen, etwa 100 Meter. Ich hätte ihm ja die Tischchen etwas zur Seite gerückt, dann hätte er mit dem Motorrad vorbeigekonnt. Aber dann wäre das Opfer sinnlos geworden. Denn die Geister wären gestört gewesen. So ging er dann lieber zu Fuß und lieferte seine Gasflasche ab.
Aber fotografieren kann man doch hoffentlich, ohne die Geister zu stören. Glücklich sieht das Huhn nicht gerade aus.
Nach den Opferungen konnten wir dann auch selber etwas essen. Hier gelbe Nudeln und Ente.
Die Thais haben eine dumme Angewohnheit. Sie zerteilen Geflügel in kleine Stücke, bevor sie es servieren. Und zwar in der Art, dass sie ein Küchenbeil mehrmals auf die Ente oder das Huhn niederfahren lassen. Alles wird zerteilt, Fleisch, Knochen, Sehnen. Das wird in den Familien und auch in den meisten Restaurants so gemacht. Im Internet habe ich einmal den treffenden Ausdruck "Splitterhuhn" gelesen. Hier haben wir also eine Splitterente vor uns.
Ich habe Taeng von dem Plakat erzählt, auf dem die Verwaltung Kurse für 1B/h anbietet. Er wusste davon noch gar nichts. Dabei sitzt er doch tagtäglich, wenn er Taxi fährt auf der anderen Seite. Andere Familienmitglieder gehen zum Markt einkaufen und sagen offenbar so etwas nicht weiter. Ich meinte, er solle dieses Ausbildungsgeschenk (was anderes ist es in meinen Augen nicht) annehmen und sich in irgend einem Gebiet weiterbilden. Schaden kann es sicher nicht.
Taeng fragte mich, ob ich die Bermudas kennen würde. Angeblich sollen da, so hatte er gelesen, Schiffe und Flugzeuge verschwunden sein. Ich erzählte ihm und meiner Frau von Methangas am Meeresboden, das ab und zu in Blasen nach oben steigt und dann die Auftriebsverhältnisse im Wasser und in der Luft darüber verändert. Da hätten dann Schiffe und Militärflugzeuge keine Chance. Hoch fliegende Passagiermaschinen seien nicht betroffen. Das alles mußte ich auf Thai erklären. Reife Leistung...
Drachen kann man hier zum Glück steigen lassen, da Thailand nicht im Bermudadreieck liegt.
Heute schrieb ich einige Ansichtskarten an Verwandte, Bekannte und Kollegen.