Norbert Hagemanns Internetverbindungen - Thailand Januar/Februar 2006 - © Norbert Hagemann
Mi. 01.02.2006
   
   

Zur Auswahlseite
   
Ein Thema vor
   
Ein Bild vor
   
Obwohl es schwül war, kam es zu keinen Regenschauern oder gar Gewittern.
 

 

Bevor wir zum Markt gingen, wollte meine Frau sich noch von Ee und Bui ein Haus in der Yaek 4 zeigen lassen. Aber der Fußweg war so weit, dass ich in der glühenden Hitze keine Lust hatte. Wie weit es noch genau war, konnte keiner sagen. Die einen meinten, es wäre nicht mehr weit, nur bis zu dem großen Haus da hinten und dann noch ein Stück. Andere sagten, es wäre noch über ein Kilometer. Muss nicht heute sein. Warum sucht sich meine Frau für solche Märsche die heißeste Tageszeit aus? Morgens wäre es besser.

In dem Haus wohnt eine Person, die der Grund dafür ist, dass meine Frau in den letzten Tagen so wütend war und eigentlich mit mir an die See wollte.

Taeng und Tonn haben sich vor 6 Monaten jeder 10.000 Baht (200 Euro) geliehen. Taeng war krank, Tonn hatte wegen Regen keine Einkünfte mit seinem Motorradtaxi. Beide waren zu feige, in Deutschland anzurufen und den Stiefvater um eine Extraüberweisung zu bitten.
Dann haben sie ihre Frauen Bui und Ee zum Geldverleiher geschickt (selber waren sie auch zu feige) und haben sich da das Geld geliehen.
Zu einem Zinssatz von 20%. Pro Monat.
Ich bin zwar auch manchmal feige, aber ich kann wenigstens nachdenken. Bevor ich sowas mache, rechne ich erst mal nach.
Anscheinen dachten Taeng und Tonn daran, das Geld schnell zurückzahlen zu können. Jetzt sind sie in eine Schuldenfalle getappt.

Taeng hat meiner Frau das irgendwann nach 2 Wochen gebeichtet und gesagt, sie müssten jetzt allmählich bezahlen, sonst würde der Geldverleiher Schlägertrupps oder was weiß ich vorbeischicken. Es sind inzwischen über 40000 Baht. 

Solche Geldgeschäfte sind in Thailand eigentlich verboten. Aber der Geldvermittler soll angeblich selber bei der Polizei oder Justiz sein. Er ist auch nur der Mittelsmann, der eigentliche Verleiher will aus gutem Grunde unerkannt im Hintergrund bleiben.
Meine Frau sprach selber von Mafia. Sie dachte inzwischen gäbe es das nicht mehr. Sie hatte sich früher auch kurzfristig bei solchen Menschen Geld geliehen, wenn das Schuljahr der Kinder anfing und sie neue Klamotten brauchten.
Meine Frau war also fürchterlich wütend, als sie die Geschichte von Taeng hörte. Ich fragte sie, wenn sie eine verheiratete Mutter im Ausland gehabt hätte, wäre sie selber zum Geldverleiher gegangen oder hätte sie angerufen?
Auch sie hätte sich vor ihrer Mutter geschämt und wäre lieber zum Geldverleiher gegangen, sagte sie.
Dann darfst Du nicht böse sein, sagte ich. Warum regst Du Dich dann so auf, wenn du alles genauso gemacht hättest?

Eigentlich sollte ich ja wütend sein, vielleicht kommt das noch. Im Moment denke ich, es gibt Wichtigeres als Geld. Für mich wenigstens. Seit ich vor etwa 30 Jahren diese Krebserkrankung hatte, ist mir das klar.
Allerdings, für Hartz IV Bezieher und andere Menschen mit wenig Geld hat dieses natürlich schon eine große Bedeutung.

 --> Kommentare bitte per eMail